Inhalierte Geschwindigkeit

01.01.2022

Inhalierte Geschwindigkeit

Ab Februar brausen Stefan Rohrers Skulpturen durchs Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim

Wenn sich Vespas elegant um Laternenpfähle wickeln oder sich Wagen um die eigene Achse biegen, dann ist Stefan Rohrer am Werk. Der Stuttgarter Bildhauer verschweißt die weit verbreitete Faszination für fahrbare Untersätze mit atemberaubend real wirkenden Bewegungsmomenten. So, als hätten die von ihm verformten, gedehnten und stets makellos lackierten Vehikel die Beschleunigung inhaliert, in die sie während ihrer ursprünglichen Nutzung versetzt wurden.

Ab Februar machen die fantasievollen Objekte Rohrers im Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim halt - als raumgreifende Skulpturen oder als Wandobjekte, in denen keine echten Karosserien, sondern Matchboxautos auf gefährlich gewundenen, Carrera-artigen Bahnen entlangsausen und dabei manchmal mit der eigenen Bewegung verschmelzen.

Bei seiner Arbeit schwingt, wie der 1968 in Göppingen geborene Künstler in einem Interview erzählt, oft der Gedanke an ein mögliches Unfallgeschehen mit. Doch das steht in wohligem Widerspruch zu einer Ästhetik ohne Kratzer, zu dem Spielerischen und Leichten, das seine Werke umgibt. Tatsächlich dienen Comics als wichtige Inspirationsquelle für den gelernten Steinmetz, der an der Kunsthochschule Giebichenstein in Halle und an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart studierte. Sie scheinen viel mit Rohrers Freiheit im Umgang mit physikalischen Gesetzen und Materialbedingungen zu tun zu haben. 

kunst:art Nr. 83, Jan-Feb 2022